Seda Palanduz, Konrad-Zweigert-Stipendiatin 2021, im Gespräch

29. November 2021

Seda Palanduz schloss ein Bachelor- und ein Masterstudium der Rechtswissenschaft an der Galatasaray-Universität Istanbul ab und absolvierte 2016 ein LL.M-Studium an der Yale Law School. Derzeit ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Abteilung für Wirtschaftsrecht an der juristischen Fakultät der MEF University in Istanbul und Doktorandin an der Galatasaray-Universität. Für ihre Dissertation untersucht sie Fragen zum Eigenkapital in Aktiengesellschaften.

Worum geht es in Ihrer Forschung am Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Privatrecht?

Ich forsche für meine Doktorarbeit, die ich zum Thema „Eigenkapital in Kapitalgesellschaften“ schreibe. Eigenkapital und seine verschiedenen Bestandteile spielen eine wesentliche Rolle beim Anleger- und Gläubigerschutz. Außerdem dient es als Maßstab dafür, wieviel Dividende ausgeschüttet und wann in welcher Form Kapital erhöht werden kann, sowie bei der Beantwortung der Frage, welche Maßnahmen Unternehmen in finanziellen Schwierigkeiten an welchem Punkt ergreifen sollten. Die Verflechtung der Fragestellungen rund um das Eigenkapital zeigt die Notwendigkeit einer umfassenden Analyse des Konzepts. Das Hauptziel meiner Forschung ist daher die Entwicklung eines Rahmens für eine solche Analyse. Auf Basis einer sorgfältigen Untersuchung der Eigenkapitalbestandteile und deren Quellen sowie unter Berücksichtigung nebengeordneter Fragen über Dividendenausschüttung, Kapitalerhöhung und Kapitalverlust versuche ich, primär zwei Hauptfragen zu beantworten: Ist es möglich, in ausreichendem Maß für Gläubiger- und Minderheitenschutz zu sorgen und einem Unternehmen gleichzeitig genügend Flexibilität zu ermöglichen, damit es seinen spezifischen Bedingungen entsprechend agieren kann? Und, wenn dies möglich ist, wie?

Was hat Sie dazu veranlasst, an diesem Institut zu forschen?

Ein vergleichender Ansatz ist sowohl für die dogmatischen als auch die rechtspolitischen Aspekte meiner Dissertation sehr wichtig. Ich brauche daher Zugang zu vielen verschiedenen Materialien zum türkischen, schweizerischen und deutschen Recht sowie zum EU-Recht, aber auch zu Quellen über Unternehmensfinanzierung. Das Institut ist in seiner Bandbreite mit Sicherheit einzigartig. Des Weiteren ausschlaggebend war für mich die Gelegenheit, mit Forschenden aus unterschiedlichen Rechtsordnungen, und besonders mit solchen, die sich ebenfalls für die Methoden der Rechtsvergleichung interessieren, ins Gespräch zu kommen. Gedankenaustausch und Brainstorming mit Forscherkolleg*innen ist für mich immer horizonterweiternd.

Wie würden Sie das Institut jemandem beschreiben, die oder der noch nie hier war?

Zunächst ist man angetan von der umfangreichen Bibliothek, deren Quellen viele Jahrzehnte, Sprachen und Rechtsordnungen umspannen. Das Institut ist wie ein Tempel des Privatrechts. Schon nach ein paar Tagen merkt man aber auch, dass eines seiner größten Vorzüge ein starker kollegialer Geist ist. Forschung, besonders während man eine Dissertation schreibt, kann ein sehr einsames und aufreibendes Unterfangen sein. Wenn man dann von Menschen umgeben ist, die ähnliche Erfahrungen machen oder gemacht haben, ist das sehr hilfreich. Ich würde das Institut also als eine ideale Forschungsumgebung beschreiben.

 


Bildnachweis: © Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Privatrecht / Johanna Detering

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