Rosa Pla Almendros, Konrad-Zweigert-Stipendiatin, im Gespräch
 

30. Juli 2025

Rosa Pla Almendros promoviert an der Universität Valencia im Bereich internationales Privatrecht (IPR). An derselben Universität erwarb sie zunächst einen Doppelabschluss in Jura und Business Administration mit Auszeichnung und absolvierte anschließend ein Praktikum in einer großen Anwaltskanzlei. Danach entschied sie sich für eine Karriere in der Forschung und schloss, ebenfalls an der Universität Valencia, einen Masterstudiengang ab, bevor sie sie dort ihr Promotionsstudium aufnahm. Ihre Forschungsarbeit verbindet sie derzeit mit einer Lehrtätigkeit. Vor ihrem Aufenthalt am Institut als Konrad-Zweigert-Stipendiatin erhielt sie ein Forschungsstipendium an der London School of Economics (LSE) für das Herbstsemester 2024.

(1) Warum haben Sie für Ihre Forschung das Institut gewählt?

Alle Wissenschaftler*innen und Praktiker*innen des IPR kennen das Max-Planck-Institut in Hamburg als eine der renommiertesten Forschungseinrichtungen auf diesem Gebiet. Meine Kolleg*innen und ich sind da keine Ausnahme. Ich hatte daher schon immer großes Interesse, ans Institut zu kommen, da ein Aufenthalt hier aus mehreren Gründen für meine Forschung die beste Wahl ist.

Erstens ist die Institutsbibliothek ein wichtiger Bezugspunkt für IPR und Rechtsvergleichung. Sie bietet einen einzigartigen Zugang zu Büchern und Ressourcen, die sonst nirgendwo zu finden sind. Zweitens zieht der gute Ruf des Instituts die international besten Talente seines Fachs an. So kann ich die interessantesten Menschen kennenlernen, die in diesem Fach forschen und persönliche und berufliche Netzwerke aufbauen, die uns hoffentlich in Zukunft ermöglichen, gemeinsam neue Projekte zu entwickeln. Außerdem organisiert das Institut regelmäßig hochkarätige internationale Veranstaltungen zum IPR, an denen weltweit führende Expert*innen aus diesem Bereich teilnehmen. Jetzt habe ich die besondere Gelegenheit, en einigen dieser Veranstaltungen persönlich teilzunehmen.

(2) Welches Forschungsthema hat Sie nach Hamburg geführt?

Ich schreibe meine Doktorarbeit über den kürzlich verabschiedeten Digital-Services-Act (DSA), eine EU-Verordnung zum Schutz von Nutzer*innen digitaler Dienste vor der gefährlichen und undurchsichtigen Online-Umgebung, die die großen Plattformen geschaffen haben. Die Wirksamkeit der Verordnung hängt von ihrer ordnungsgemäßen Durchsetzung ab, die öffentliche und private Maßnahmen kombiniert. Im Wesentlichen konzentriere ich mich auf die (gerichtliche) privatrechtliche Durchsetzbarkeit. Ich will in erster Linie die Möglichkeiten untersuchen, die die Verordnung Privatpersonen und Organisationen wie NGOs eröffnet, von denen erwartet wird, dass sie eine zentrale Rolle bei der Bekämpfung großer Plattformen wegen Verstößen gegen den DSA spielen werden.

In diesem Rahmen untersuche ich derzeit die IPR-Fragen, die sich bei der gerichtlichen Durchsetzung durch Privatpersonen ergeben können, sowohl aus Sicht der Verbraucher*innen als auch aus Unternehmenssicht. Obwohl die Rechtsbeziehungen, die er regelt, überwiegend grenzüberschreitend sind, enthält der DSA dazu keine Bestimmungen, was aufgrund der strategischen Möglichkeiten, die das IPR bietet, erhebliche Auswirkungen auf die private Durchsetzung der Verordnung haben könnte. Ein großes Hindernis besteht darin, dass die privaten Durchsetzungsmechanismen des DSA nicht auf europäischer Ebene harmonisiert sind und daher die meisten materiell- und verfahrensrechtlichen Aspekte durch nationales Recht geregelt werden müssen. Die Wirksamkeit der Verordnung und der erfolgreiche Schutz des digitalen Umfelds wird also vom jeweils anwendbaren Recht sowie von der Rechtsprechung abhängen. Die durch IPR herbeigeführten Lösungen werden jedoch, so befürchte ich, nicht immer die geeignetsten sein. In Anbetracht dessen benötige ich für meine Forschung viel Material zum EU-Recht, aber auch zu verschiedenen nationalen Rechtsordnungen, und kein anderer Ort bietet hier mehr als das Institut.

(3) Wie würden Sie das Institut jemandem beschreiben, der oder die noch nie hier war?

Grundsätzlich würde ich sagen, dass das Institut optimale Bedingungen für die Forschungsarbeit bietet. Als Gastwissenschaftler*in erhält man einen Arbeitsplatz im Gemeinschaftsbereich der Bibliothek, wo die Arbeitsatmosphäre ruhig und motivierend ist. Man stellt fest, dass alle die gleiche Art von Arbeit machen und ähnliche Ziele verfolgen wie man selbst, sodass man motiviert und konzentriert seiner Forschung nachgehen kann, ohne abgelenkt zu werden. Hinzu kommt, dass man internationale Kolleg*innen kennenlernen kann, mit denen man sowohl fachliche Diskussionen führen als auch gemeinsame Erfahrungen und Anliegen austauschen kann. Wer zum ersten Mal hier ist, wird von der Größe der Bibliothek und ihren Ressourcen beeindruckt sein. Zudem gibt es dank des hoch engagierten Bibliotheksteams so gut wie kein Problem, das nicht gelöst werden kann. Ich glaube, dass das Institut ein großartiger Ort ist, an dem man nicht nur forschen, sondern auch Freude an der Forschung haben kann.

(4) Welchen Eindruck haben Sie von Hamburg?

Neben allen von mir genannten Aspekten ist auch die Lage des Instituts in Hamburg, wie ich finde, ein großer Pluspunkt. Wie schon erwähnt, ist Hamburg eine wichtige Plattform für das IPR in Europa. Darüber hinaus ist die Stadt zwar kosmopolitisch, aber dennoch sehr gastfreundlich und angenehm. Sie ist sauber, grün, gepflegt, luxuriös und ruhig, aber gleichzeitig modern und lebendig. Man könnte die Vielfalt der Freizeitangebote hervorheben, aber eigentlich ist es einfach schön, durch die Stadt zu spazieren und die Landschaft zu bewundern, besonders an Sommertagen, wenn die Sonne scheint und die Atmosphäre fast idyllisch ist.

 

 


 

Bildnachweis: © Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Privatrecht / Johanna Detering

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