Viola Cappelli, Konrad-Zweigert-Stipendiatin, im Gespräch
Viola Cappelli ist Postdoc im Bereich Privatrecht an der Scuola Superiore Sant'Anna in Pisa. In ihrer Doktorarbeit, für die sie auch an der Universität Groningen sowie der Universität Wageningen geforscht hat, hat sie die Auswirkungen der Energiewende auf das Verbraucherrecht und das Vertragsrecht untersucht. Derzeit erforscht sie die Rolle des Privatrechts bei der Gewährleistung des Umweltschutzes und der Umsetzung des Grundsatzes der nachhaltigen Entwicklung.
Was ist Ihr Forschungsthema während Ihres Aufenthalts in Hamburg?
Mein Forschungsprojekt ist Teil meiner Studien über die Wechselwirkungen zwischen Privatrecht und Umweltfragen. Ich untersuche die Herausforderungen, die sich aus den Auswirkungen der Nachhaltigkeitsprinzipien auf die derzeitige Struktur des europäischen Verbraucherrechts im Allgemeinen ergeben, mit dem Ziel, mögliche rechtliche Strategien zur Reduzierung von Umweltbelastungen durch das Widerrufsrecht im Besonderen zu entwickeln. Das Widerrufsrecht ist einer der Eckpfeiler des europäischen Verbrauchervertragsrechts, da es zum Wohl sowie zur Selbstbestimmung der einzelnen Verbraucher*innen beiträgt. Die hohe Zahl der Rücksendungen von online bestellten Waren hat jedoch erhebliche Auswirkungen auf die Umwelt. Die zentrale Frage meines Forschungsprojekts ist, ob und wie es im konkreten Fall des Widerrufsrechts möglich ist, die Belange des Umweltschutzes mit dem Recht auf Selbstbestimmung der Verbraucher*innen in Einklang zu bringen.
Warum haben Sie das Institut für Ihre Forschung ausgewählt?
Das Institut hat sich schon immer dafür eingesetzt, die Entwicklungspfade des europäischen Privatrechts aufzuzeigen und Lösungsansätze zur Systematisierung der regulatorischen Entwicklungen aus wissenschaftlicher Sicht vorgeschlagen. Aus diesem Grund bietet es mir ein ideales Umfeld, um mein Projekt durchzuführen. Ausgehend von den Grundlagen des europäischen Verbrauchervertragsrechts gehe ich der Frage nach, ob diese den aktuellen sozialen, technologischen und klimatischen Herausforderungen standhalten und wie sie möglicherweise erneuert werden können. In Hamburg habe ich außerdem die einmalige Gelegenheit, auf die Bücher und Ressourcen der Institutsbibliothek zuzugreifen und mit anderen Gastwissenschaftler*innen aus aller Welt zu diskutieren.
Wie würden Sie das Institut jemandem beschreiben, der noch nie hier war?
Ich würde sagen, dass das Institut ein einzigartiger Ort ist, um im Privatrecht zu forschen. Inmitten einer lebendigen internationalen wissenschaftlichen Gemeinschaft können Sie gleichzeitig in einer ruhigen Umgebung denken und schreiben. Außerdem haben Sie Zugang zu einer immensen Fülle an Büchern und Artikeln, sowohl in gedruckter Form als auch online. Die Quellen werden wöchentlich aktualisiert, so dass Sie in Echtzeit Zugang zu den neuesten Entwicklungen haben. Darüber hinaus sind alle am Institut sehr freundlich und hilfsbereit. Zudem haben Sie die Möglichkeit, an den zahlreichen Veranstaltungen und Aktivitäten des Hauses teilzunehmen.
Bildnachweis: © Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Privatrecht / Johanna Detering