Dr. Bartosz Wołodkiewicz, Stipendiat der Lindemann-Stiftung, im Gespräch

8. November 2022

Dr. Bartosz Wołodkiewicz ist Assistenzprofessor am Institut für Zivilprozessrecht an der Fakultät für Recht und Verwaltung der Universität Warschau. Er war 2022 bereits Visiting Scholar am Max-Planck-Institut Luxemburg für Internationales, Europäisches und Regulatorisches Verfahrensrecht. Im September 2022 forschte er im Rahmen seiner Habilitation als Lindemann Stipendiat am Institut zum Lex-fori-Prinzip im Europäischen Zivilprozessrecht.

Was ist der Schwerpunkt Ihrer Forschung als Lindemann Stipendiat?

Meine Forschung befasst sich mit der Frage nach der Anwendbarkeit ausländischen Verfahrensrechts. Im Kern eines jeden Systems des internationalen Privatrechts wird zwischen materiellem Recht und Verfahrensrecht unterschieden. Diese Unterscheidung ist für die Bestimmung des anwendbaren Rechts von wesentlicher Bedeutung. Verfahrensfragen unterliegen ausschließlich dem Recht des Staates des angerufenen Gerichts. Dies ergibt sich aus dem Lex-fori-Prinzip, wonach die Gerichte das an ihrem Sitz geltende Verfahrensrecht anwenden. Der Grundsatz der lex fori ist eine bewährte Tradition. Seine Legitimität, sein Anwendungsbereich sowie seine Auswirkungen waren und sind jedoch Gegenstand zahlreicher Debatten. Obwohl in einigen EU-Mitgliedstaaten Versuche unternommen wurden, das Lex-fori-Paradigma zu verändern, hat sich das europäische Zivilprozessrecht bisher aus dieser Diskussion herausgehalten. Die Idee hinter meiner Forschung ist, diese klassische Debatte wieder aufzugreifen, um das Wesen, die Begründung und die Reichweite des Lex-fori-Prinzips im europäischen Zivilprozessrecht zu beleuchten. Mein Ziel ist es, die Frage zu klären, ob das europäische Zivilprozessrecht einen besonderen Ansatz für die Anwendung des Rechts des angerufenen Gerichts auf Verfahrensfragen benötigt.

Warum haben Sie für Ihre Forschung das Institut gewählt?

Der Grund für meinen Besuch am Institut war mein Schwerpunkt auf dem Lex-fori-Prinzip – ein Thema, das einen vertieften Einblick sowohl in das Zivilprozessrecht als auch in das internationale Privatrecht erfordert. Das Institut bietet einzigartige Ressourcen für die Forschung auf dem Gebiet des internationalen Privatrechts sowie die Möglichkeit zum Gedankenaustausch mit anderen Forschenden in diesem Bereich.

Wie würden Sie das Institut jemandem beschreiben, der noch nie hier war?

Ich würde sagen, dass das Institut Forschenden einzigartige Möglichkeiten in jeder Phase ihrer Arbeit bietet. Seine unglaublich reiche Bibliothek ist eine labyrinthische Sammlung, die jahrzehntelange Forschung in vielen verschiedenen Sprachen und Rechtsordnungen in sich birgt. Besonders schätze ich den Lesesaal des Instituts, der sich für ein ruhiges und ungestörtes Arbeiten eignet. Ich kann nur empfehlen, den schönen grünen Innenhof zu nutzen, der ein perfekter Ort für den wissenschaftlichen Austausch mit Kolleg*innen ist. Vor allem aber bietet die hilfsbereite und freundliche Institutsgemeinschaft eine unschätzbare Unterstützung für jegliche wissenschaftliche Arbeit.




Portrait: privat

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