Dr. Brooke Marshall, Stipendiatin der Lindemann-Stiftung, im Gespräch
Als Senior Lecturer an der University of New South Wales in Sydney, forscht und lehrt Brooke Marshall in den Bereichen Privatrecht, internationales Privatrecht und Rechtsvergleichung. Vor ihrem Wechsel an die University of New South Wales war sie wissenschaftliche Referentin am Institut.
Was ist der Schwerpunkt Ihrer Forschung als Lindemann Stipendiatin?
In meiner Forschung als Lindemann Stipendiatin geht es um die Schnittstelle zwischen Flüchtlingsrecht und internationalem Privatrecht. Obwohl diese beiden Bereiche in mehrfacher Hinsicht in einer Wechselwirkung zueinander stehen, setze ich in meiner Untersuchung dieses Themas beim Recht des sogenannten “Personalstatuts” nach der Genfer Flüchtlingskonvention an, einem zwischen fast 150 Staaten abgeschlossenes multilateralen Abkommen. In meinem Forschungsprojekt stelle ich die Frage, ob etwa eine aus der Ukraine geflüchtete Person in Australien, Deutschland oder Frankreich rechtmäßiger Elternteil eines Kindes ist, das sie als das ihre ausgibt. Außerdem untersuche ich, in welchem Ausmaß sich dieser internationalprivatrechtliche Aspekt des Abkommens im Recht und in der Praxis einiger der Vertragsstaaten wiederfindet.
Was hat Sie diesmal dazu veranlasst, ans Institut zu kommen?
Es ist das am besten ausgestattete Institut für alles zum Themenfeld Rechtsvergleichung, Privatrecht und internationales Privatrecht. Insbesondere möchte ich diesmal einige ältere und neuere deutschsprachige Texte aus diesem Bereich lesen, wie “Der Flüchtling im deutschen internationalen Privatrecht” aus dem Jahr 1995 und “Flucht und Migration im internationalen Familienrecht” von 2020, die mir in Sydney nicht zur Verfügung stehen. Die Möglichkeit zum Gedankenaustausch mit anderen Wissenschaftler*innen, die auch im internationalen Privatrecht arbeiten, sowie die Teilnahme an den wissenschaftlichen Diskussionen des “Conflicts Club“ am Institut haben mir sehr viel gebracht und waren eine große Freude.
Wie würden Sie jemandem das Institut beschreiben, der oder die noch nie hier war?
Als Nirvana für Forschende! Da ich das Privileg hatte, hier meine Doktorarbeit zu schreiben, bin ich mit der beständig wachsenden, wirklich unvergleichlichen Sammlung der Institutsbibliothek bestens vertraut. Die Institutsmitarbeiter*innen sind herzlich und zuvorkommend. Außerdem ist das Institut durch seine Lage ein perfekter Ort, um sich zum Nachdenken und Schreiben zurückzuziehen. Die Bibliothek ist von einem Innenhof mit Garten umgeben und liegt nur einen Katzensprung von der Außenalster entfernt, einem Nebenfluss der Elbe, der das ganze Jahr über einen atemberaubenden Anblick bietet.
Bildnachweis: © Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Privatrecht / Johanna Detering