Visiting Fellow Michael Murphy im Gespräch

1. März 2022

Michael Murphy promovierte an der Royal Holloway University of London. Von September 2021 bis März 2022 ist er Visiting Fellow am Institut, wo er schwerpunktmäßig zur Entwicklung einer dekolonialen Rechtsphilosophie forscht. Sein Buch “A Post-Western Account of Critical Cosmopolitan Social Theory: Being and Acting in a Democratic World” stellt sich die ehrgeizige Aufgabe, die kritische kosmopolitische Gesellschaftstheorie, wie sie von Gerard Delanty und Walter Mignolo entwickelt wurde, neu zu überdenken, indem es diesen Dialog mit dem Werk des japanischen Denkers Watsuji Tetsurō anreichert.

Was ist Ihr aktueller Forschungsschwerpunkt?

In meiner Forschung befasse ich mich mit der zunehmenden Fragilität und Vulnerabilität sowie einer als mangelhaft wahrgenommenen Legitimität von Demokratien, indem ich an einer dekolonialen Rechtsphilosophie arbeite. Die dekoloniale Kritik, die sich aus den Erfahrungen des Kolonialismus in Lateinamerika entwickelt hat, stellt eine maßgebliche Herausforderung für soziale, politische und rechtliche Theorien dar. Sie bietet uns aber auch die Möglichkeit, darüber nachzudenken, wie unsere wirtschaftlichen, sozialen, politischen und rechtlichen Institutionen dahingehend anders gestaltet sein könnten, dass das Leben und die Stimmen aller Menschen darin eine Rolle spielen. Das Recht war ein Instrument des Imperialismus, aber es wurde auch als Instrument der sozialen, wirtschaftlichen, kulturellen und politischen Unterdrückung im eigenen Land eingesetzt. Anstatt von einem Ideal des Rechts oder dem Recht als einer autonomen Sphäre rechtlicher Regeln und Verfahren auszugehen, zielt meine Forschung darauf ab, eine Vorstellung von Recht zu entwickeln, das sich auf soziale Prozesse stützt, um eine alternative Vision für die Ergebnisse demokratischer Beteiligung zu entwickeln.

Warum haben Sie für Ihre Forschung gerade dieses Institut gewählt?

In meiner Promotionsarbeit ging es um soziale und politische Theorie. Während der Überarbeitung meiner Dissertation für die Veröffentlichung wurde mir jedoch die Bedeutung des Rechts für die Transformation demokratischer Praktiken bewusst. Die Forschungsgruppe „Decolonial Comparative Law“ von Ralf Michaels war für mich ein besonderes und großartiges Umfeld, um die Expertise des Instituts zu nutzen und mein multidisziplinäres Forschungsprojekt zu entwickeln. Ralf Michaels hat mich überzeugt, ans Institut zu kommen, als er mich dazu anregte, meine Ideen bis an ihre Grenzen auszuloten.

Wie würden Sie das Institut jemandem beschreiben, die oder der noch nie hier war?

Ich habe während meiner Zeit am Institut uneingeschränkte Unterstützung erfahren. Die Mitarbeiter*innen der Serviceabteilungen sind einfach toll und außerdem sehr geduldig. Meine Kolleg*innen waren eine Quelle der Inspiration und sind zudem ausgesprochen nette Menschen. Die Ausstattung ist die beste, die ich je in der Forschung erlebt habe. Alle Mitarbeiter*innen sind sehr hilfsbereit, mit einer von Entgegenkommen und echter Kollegialität erfüllten Grundhaltung. Wer als Nachwuchswissenschaftler*in einen Ort sucht, an dem seine oder ihre Neugierde für das eigene Fachgebiet gefördert und belohnt wird, sollte sich hier bewerben.

 


Bildnachweis: © Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Privatrecht / Johanna Detering

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