Familienrecht und gesellschaftliche Vielfalt weltweit

14. Dezember 2021

Vor dem Hintergrund kultureller, ethnischer und religiöser Vielfalt prägen neue Formen von Ehe und Familie heute vielerorts den gesellschaftlichen Wandel. Welche Konsequenzen ergeben sich daraus für das Familienrecht? Nadjma Yassari, Leiterin der Forschungsgruppe zum islamischen Recht am Max-Planck-Institut für Privatrecht, hat gemeinsam mit Marie-Claire Foblets, Direktorin am Max-Planck-Institut für ethnologische Forschung, einen Sammelband herausgegeben, der diese Frage rechtsvergleichend untersucht.

In allen Teilen der Welt richten Menschen auf der Basis von Tradition und Überlieferung, ethnischem Hintergrund, Religionszugehörigkeit und sexueller Orientierung neue familienrechtliche Ansprüche an staatliche Gerichte und Behörden. Dazu gehören etwa Forderungen nach der Wirksamkeit von Ehe- und Scheidungsverträgen nach religiösem Recht, nach der Anerkennung gleichgeschlechtlicher Ehen, bis hin zu Fragen der Adoption und medizinisch unterstützter Fortpflanzung. Wie begegnen Rechtsordnungen solchen Herausforderungen, auf die der Gesetzgeber häufig noch keine Antwort gefunden hat?

Das soeben unter dem Titel „Normativity and Diversity in Family Law“ in der Reihe Ius Comparatum – Global Studies in Comparative Law der internationalen Akademie für Rechtsvergleichung (IACL/AIDC) erschienene Sammelwerk enthält dazu Berichte und Analysen aus Belgien, Deutschland, Finnland, Griechenland, dem Irak, Japan, Österreich, Pakistan, Südafrika, der Tschechischen Republik, der Türkei, Tunesien, Ungarn und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Die Beiträge beruhen weitgehend auf ein von den Herausgeberinnen erarbeitetes Konzept, das Nadjma Yassari 2018 als Generalberichterstatterin für die Zivilrechtliche Sektion „Multikulturelle Herausforderungen im Familienrecht“ beim 20. Kongress der Akademie der Rechtsvergleichung in Fukuoka vorstellte.

Das Werk enthält zudem den Generalbericht der Herausgeberinnen, der rechtsvergleichend die von den Länderberichterstatter*innen identifizierten Herausforderungen unserer Zeit in ihren demographischen und historischen Kontext setzt. Als Autor*innen der Länderberichte mitgewirkt haben unter anderem Lena-Maria Möller, ehemalige wissenschaftliche Referentin in der Forschungsgruppe zum islamischen Recht, und Anatol Dutta, ehemaliger wissenschaftlicher Referent am Institut.

Nadjma Yassari, Marie-Claire Foblets, Normativity and Diversity in Family Law: Lessons from Comparative Law (Ius Comparatum – Global Studies in Comparative Law, 57), Springer, Cham 2022, VI + 377 S.


Bildnachweis: © Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Privatrecht

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