Institutsstipendiatin Lígia Espolaor Veronese im Gespräch

15. Juni 2021

Lígia Espolaor Veronese war von März bis Juni 2021 Gastwissenschaftlerin am Institut, wo sie für ihre Promotion an der Universität von São Paulo über vertragsrechtliche Fragen der BRICS-Staaten geforscht hat. Sie ist Expertin für internationale Schiedsgerichtsbarkeit und seit mehreren Jahren als Anwältin tätig.

Die brasilianische Juristin, die ihr Masterstudium an der Universität von São Paulo abschloss, war während ihres Bachelorstudiums Stipendiatin des Erasmus Mundi Programms an der Universität Coimbra. Sie hat als Stipendiatin an der Ludwig-Maximilians-Universität München geforscht und war Visiting Scholar am UNIDROIT in Rom. Aus ihrer Praxis als Anwältin in Schiedsverfahren schöpft sie auch Impulse für ihre wissenschaftliche Tätigkeit.

Welche Forschungsfragen haben Sie an unser Institut geführt?

Ich untersuche für meine Doktorarbeit Fragen zur Unwirksamkeit von Verträgen im Zusammenhang mit Härtefällen in den einzelnen BRICS-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika). Schon seit Anfang meines Studiums beschäftige ich mich mit internationalen und rechtsvergleichenden Themen. Deshalb habe ich Auslandssemester absolviert, an einigen Moot Courts teilgenommen und bin nach meinem Bachelorabschluss in eine auf nationale und internationale Schiedsgerichtsbarkeit spezialisierte Sozietät eingetreten.

Welche Rolle spielt Ihr Forschungsaufenthalt am Institut für Ihre wissenschaftliche Arbeit?

Ohne meinen Aufenthalt am Institut hätte ich meine Doktorarbeit nicht weiterschreiben können. Die Bibliothek meiner Universität ist seit über einem Jahr geschlossen, sodass ich, wie viele meiner Kolleg*innen, unfreiwillig pausieren musste. Außerdem habe ich in Hamburg nicht nur das qualitativ hochwertige Forschungsmaterial gefunden, das ich zu allen fünf Rechtsordnungen brauchte, sondern auch wichtige Literatur zur Rechtsvergleichung und zur Harmonisierung von Vertragsrecht. Ich glaube nicht, dass es eine andere maßgebliche Bibliothek gibt, die diese Bandbreite abdeckt. Besonders dankbar bin ich für die fachliche Unterstützung, die ich von Herrn Professor Zimmermann und Herrn Professor Pißler bekommen habe. Für meine Forschung war das Institut ein wahres Paradies.

Welche Erinnerungen nehmen Sie mit?

Unvergesslich ist meine lange, komplizierte Anreise. Bevor ich mit meiner Forschungsarbeit in der Bibliothek beginnen konnte, war ich wegen des Einreiseverbots für Reisende aus Brasilien insgesamt 21 Tage in Vollquarantäne, erst in Zürich und dann in Hamburg. Umso mehr weiß ich meine Zeit hier zu schätzen. Es ist nicht mein erster Aufenthalt am Institut. 2019 war ich schon einmal hier und hatte mir vorgenommen, wiederzukommen. Aufgrund der Pandemie ist die Atmosphäre jetzt eine ganz andere als damals, als es unter den Gästen viel Austausch und gemeinsame Aktivitäten gab. Leider sind soziale Kontakte derzeit auf ein Minimum reduziert. So hatte ich aber beste Bedingungen, um mich voll auf meine Forschung zu konzentrieren. Und ich konnte, nach all diesen Einschränkungen, einen Abend bei einem großartigen Konzert in der Elbphilharmonie verbringen, was schon lange mein Traum gewesen war.

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