Corporate Purpose, CSR und ESG in transatlantischer Perspektive
Seit geraumer Zeit finden Umwelt- und Klimaschutz, gesellschaftliche Verantwortung und nachhaltiges Wirtschaften vermehrt Eingang in die Zielsetzungen und Entscheidungsprozesse börsennotierter Unternehmen. Der Diskurs über diese Entwicklung wird in Europa und den USA sehr unterschiedlich geführt. Klaus J. Hopt, Direktor emeritus des Instituts, ist Mitherausgeber eines soeben erschienenen Sammelbandes, der ökonomische, rechtsvergleichende, rechtshistorische und rechtsdogmatische Perspektiven von Vertreter*innen der Rechtswissenschaft beider Seiten des Atlantiks einander gegenüberstellt.

Eine Welle neuer Regulierungen hat große Unternehmen in den letzten Jahren dazu gezwungen, sich von Rentabilitätsüberlegungen unabhängige Ziele, wie etwa Umweltschutz oder soziale Interessen bestimmter Stakeholder, zu eigen zu machen. Vor diesem Hintergrund hat die seit langem geführte Debatte zwischen aktionärs- und stakeholderorientierten Modellen der Corporate Governance börsennotierter Unternehmen neue Impulse erhalten.
Der vorliegende Band versammelt die Expertise von 16 Wissenschaftler*innen aus der EU und den USA. Beleuchtet werden sowohl die Gemeinsamkeiten dieser Rechtsräume als auch deren rechtliche, kulturelle und wirtschaftlichen Unterschiede. Dabei wird insbesondere auch die Stakeholderorientierung europäischer Regulierungsvorschriften im Gegensatz zur Betonung des Shareholder Value in den USA deutlich. Mit dieser umfassende Analyse der jüngsten Entwicklungen schließt das Werk eine Lücke in der vergleichenden Literatur zu grundlegenden gesellschaftsrechtlichen Fragen und bietet ein theoretisches Fundament für aktuelle Diskussionen über Corporate Purpose, CSR und ESG im globalen Kontext.
Prof. Dr. Dr. Dr. h.c. mult. Klaus J. Hopt, MCJ (NYU) war von 1995 bis 2008 Direktor am Institut. Davor hatte er Professuren in Tübingen, Florenz, Bern und München inne. Gastprofessuren führten ihn unter anderem nach Paris, Wien, Rom, Tokyo, Kyoto, Chicago, an die New York University, nach Harvard und an die Columbia University in New York. Er ist Mitglied der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina und der International Academy of Comparative Law. Er ist Autor zahlreicher Publikationen zu den Themen Unternehmensrecht und Corporate Governance und war als Berater für die Europäische Kommission, internationale Banken sowie den deutschen Gesetzgeber und das Bundesverfassungsgericht tätig.
Jens-Hinrich Binder, Klaus Hopt, Thilo Kuntz (Hrsg.), Corporate Purpose, CSR, and ESG, Oxford University Press, Oxford 2024, 416 S.
Bildnachweis: © Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Privatrecht