Komplexe Themen, visuell auf den Punkt gebracht

Komplexe Themen, visuell auf den Punkt gebracht

28. Februar 2025

Die wesentlichen Informationen über ein Forschungsprojekt mittels Visualisierung schnell begreifbar machen: Dafür kommen immer öfter wissenschaftliche Poster zum Einsatz. Postersessions, die bei Konferenzen das Vortragsprogramm ergänzen, sind aus dem Wissenschaftsbetrieb nicht mehr wegzudenken. Im Rahmen der letzten Evaluierung des Instituts durch seinen Fachbeirat stellten Nachwuchswissenschaftler*innen die Themen ihrer Qualifikationsarbeiten in einer Postersession vor.

Forschungsprojekte visualisieren – wie geht das überhaupt? Wie lassen sich in der ganz und gar auf das Wort gestützten Rechtswissenschaft Themen, Thesen und Erkenntnisse grafisch darstellen? Dieser Aufgabe widmeten sich mehrere Doktorand*innen und Postdocs des Instituts unter der Anleitung von Kilian Krug, der als Beratender Designer regelmäßig mit Wissenschaftler*innen aus verschiedenen Disziplinen zusammenarbeitet.

Der Arbeitsprozess

Zunächst wurden in einem Workshop die wesentlichen Inhalte zusammengetragen. Dann ging es ans Reduzieren und Verdichten in Form von 90-sekündigen Themenvorstellungen und ersten Skizzen auf kleinformatigem Papier. Dazu gab Krug kreativen Input mit Beispielen aus Kunst und Design, die zeigen, wie sich abstrakte Zusammenhänge wirkungsvoll abbilden und dabei erklärbar machen lassen. Im nächsten Schritt erstellten die Teilnehmer*innen handgezeichnete Posterskizzen, die sie am Ende des Workshops präsentierten. Ihren Abschluss fand die Zusammenarbeit nach finaler Abstimmung per E-Mail mit der grafischen Umsetzung durch den Designprofi.

Die Visualisierung

Diagramme kommen in der Rechtswissenschaft nur selten zur Anwendung. Bei der Gestaltung eines juristischen Posters stellt sich also die Frage, wie sich abstrakte Begriffe, Denkstrukturen, Normen, Dogmen, Thesen, Theorien und Methoden sinnvoll grafisch abbilden lassen.
 

„Es ist immer wieder spannend zu sehen, wie sich auf diesem Weg
für jedes Forschungsprojekt eine ganz eigene Darstellung herauskristallisiert.”

– Kilian Krug –


„Um sich der Visualisierung komplexer Inhalte anzunähern, kann man mit passenden Metaphern starten, indem man ihre Bestandteile in Bezug auf die eigene Arbeit konkret benennt und sie dann immer weiter ausarbeitet. Oder man skizziert zunächst eine Art ‚Landkarte‘ des eigenen Forschungsgebiets mit den wesentlichen Akteuren, Bereichen und Zusammenhängen.“

Ist das Posterkonzept inhaltlich abgesteckt, beginnt die informationsgrafische Arbeit: Kategorien bilden und Elemente sortieren – sei es chronologisch, hierarchisch oder nach anderen Kriterien. Um verschiedene Dimensionen des Themas darzustellen, kommen Verbindungs- und Trennlinien, Pfeile, Farbcodes und verschiedene Grundformen zum Einsatz.

Die aus diesem grafischen Vokabular gewählten Elemente werden in einer Art visuellen Grammatik auf dem Posterformat sinnvoll kombiniert und angeordnet – und wenn möglich zum Schluss noch einmal radikal vereinfacht.

„Es ist immer wieder spannend zu sehen, wie sich auf diesem Weg für jedes Forschungsprojekt eine ganz eigene Darstellung herauskristallisiert“, sagt Krug.

Worauf es ankommt

Ein Wissenschaftsposter transportiert viel Stoff auf knapper Fläche. Es muss Interesse wecken und den schnellen Einstieg in ein Thema ermöglichen. Seine Gestaltung sollte auf einen ganz bestimmten Zweck und eine klar definierte Zielgruppe zugeschnitten sein. Geht es um eine Themenpräsentation, einen Kurzvortrag oder die Anregung zu einem Gespräch? Richtet es sich an Fachkolleg*innen oder an ein breiteres Publikum? In jedem Fall lohnt es sich, dieselbe Sorgfalt zu investieren, die man auf die Formulierung eines Vortrags verwendet. Die Kunst der Überzeugung ist schließlich nicht auf das Wort beschränkt.

 



Kilian Krug ist Beratender Designer mit dem Schwerpunkt Informations- und Systemdesign. Unter anderem hält er Workshops zum visuellen Arbeiten und Kommunizieren in den Bereichen Forschung, Wissenschaftskommunikation und interdisziplinäre Zusammenarbeit.

 

 



Illustration Headergrafik: © AdobeStock, Christian Horz
Fotos: © Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Privatrecht

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