Philosophische Grundlagen des internationalen Privatrechts
Institutsdirektor Ralf Michaels ist Mitherausgeber des interdisziplinären Sammelbandes Philosophical Foundations of Private International Law mit 18 Beiträgen an der Schnittstelle von Internationalem Privatrecht (IPR) und Philosophie. Er ist das Ergebnis eines von ihm gemeinsam mit Roxana Banu von der Universität Oxford und Michael S. Green von der William & Mary Law School ins Leben gerufenen Forschungsprojekts.
Lange Zeit galt das IPR vielen als überwiegend technisches Rechtsgebiet ohne anspruchsvolle theoretische Grundlagen. Zwar haben sich Rechtsphilosophen wie Kelsen bisweilen damit befasst, umgekehrt haben Kollisionsrechtler wie Goldschmidt und Batiffol nach philosophischen Aspekten des IPR geforscht, doch ist der Austausch zwischen beiden Disziplinen insgesamt spärlich. Das ist bedauerlich, denn das theoretische Fundament des IPR bedarf, als Recht zwischen Rechten, in besonderem Maße der theoretischen und philosophischen Unterstützung, hat aber gleichzeitig Potential, die Rechtsphilosophie zu befruchten.
Um diese Lücke zu schließen, versammelten Banu, Green und Michaels ein Team von Autor*innen aus verschiedenen Kontinenten und Nationen sowie unterschiedlichen Disziplinen und Denkschulen. Erste Entwürfe wurden im Rahmen eines internationalen Workshops geteilt, der im Herbst 2020 online abgehalten wurde. Danach wurde intensiv an den Kapiteln gefeilt. Am Institut wurde das Projekt vom damaligen wissenschaftlichen Assistenten Jakob Olbing koordiniert.
Die Diversität der Thematik zeigt sich in der Vielfalt der Beiträge dieses Bandes. Sie untersuchen die normative Struktur des IPR und handeln von Grundsatzfragen, wie Autorität, Pluralität, Gerechtigkeit, und Autonomie. Jurist*innen wie Philosoph*innen bemühen sich, IPR und Rechtsphilosophie zusammenzubringen und so die Stärken ihrer jeweiligen Disziplin für den Diskurs fruchtbar zu machen. Sowohl IPR als auch Rechtsphilosophie sollten von dieser Horizonterweiterung profitieren können.
Bildnachweis: © Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Privatrecht