Interdisziplinäre Forschung mit Zukunftskompetenz

Private Law Gazette 2/2021 – Sie hat Jura und Afrikawissenschaften an der Sciences Po und afrikanisches Wirtschaftsrecht an der Universität Panthéon-Assas studiert. Seit einigen Jahren ist sie bei der UNESCO als Anticipation Specialist für Futures Literacy tätig. Parallel dazu bereitet sie an der Universität Lancaster ihre Promotion im Bereich Recht und angewandte Komplexitätstheorie vor. Im vergangenen Sommer forschte sie als Stipendiatin am Institut. Kwamou Eva Feukeu geht mit wissenschaftlicher Neugier und praktischer Experimentierfreude ans Werk. Womit hat sie sich in Hamburg beschäftigt?

„Wie wir über die Zukunft denken, gibt uns Aufschluss darüber, wie wir unsere heutige Welt betrachten“, sagt die junge Wissenschaftlerin. Sie verbindet juristische Expertise mit Komplexitäts- und Zukunftsstudien. Dabei nutzt sie auch Ansätze dekolonialer Theorie. In ihrer Forschung ist sie den sozialen und normativen Verflechtungen auf der Spur, die unsere Denk- und Handlungsmuster prägen. Sie strebt nach Wissen, das aus Erfahrung schöpft: „Mich interessiert, warum und wie wir lernen.“

In ihrer Tätigkeit für die UNESCO moderiert sie unter anderem Workshops in Afrika und Europa, in denen Vorstellungen von der Zukunft überprüft und weiterentwickelt werden. „Gemeinsam mit den Workshop-Teilnehmer*innen stelle ich die Frage, warum wir bestimmte Zukunftsideale überhaupt für richtig und wichtig halten. Wenn wir uns beispielsweise soziale Praktiken der Gegenwart ansehen, können wir in einen Dialog darüber treten, welche zukünftigen Normen wünschenswert sind. Gerade in Afrika, aber nicht nur dort, geht es darum, die Zukunft zu dekolonialisieren.“

Jetzt hat Kwamou Eva Feukeu es unternommen, einen nichtkolonialen Kontext mit den Methoden dekolonialer Theorie zu beleuchten: „Ich wollte wissen, ob ein dekolonialer Blick auf deutsches Recht und seine tägliche Praxis von Belang sein könnte.“ Ihr Forschungsgegenstand sind regionale Währungen, wie der „Chiemgauer“, der „Lechtaler“ oder der Bremer „Roland“. Was macht diese aus dekolonialer Perspektive interessant? „Vergleichbare Projekte mit Regionalwährungen gibt es auch andernorts in Europa, aber auch im Globalen Süden. Sie alle suchen nach Antworten auf Fragen, die sich viele Menschen schon seit der Kolonialzeit gestellt haben. In ihrem Fokus auf lokale Märkte kommt ein Streben nach Solidarität und Nachhaltigkeit und damit auch der Wunsch nach mehr Menschlichkeit und Authentizität zum Ausdruck. Hier ließe sich noch mehr vom Globalen Süden lernen. Dafür lohnt es sich, interdisziplinär zu forschen.“

Weitere interessante Beiträge

Zur Redakteursansicht