Todesstrafe in Japan

15. August 2024

Ein neues Sonderheft der vom Institut in Zusammenarbeit mit der Deutsch-Japanischen Juristenvereinigung (DJJV) herausgegebenen Zeitschrift für Japanisches Recht/Journal of Japanese Law (ZJapanR /J.Japan.L.) widmet sich dem japanischen System der Todesstrafe. Der Autor, Makoto Ida, ist einer der führenden Strafrechtswissenschaftler des Landes. Er hinterfragt die Bedeutung der in Japan vorherrschenden Lehre von der Vergeltungsstrafe.

Das japanische Strafrecht kennt bis heute die Todesstrafe, die zwar nicht häufig, jedoch regelmäßig verhängt und vollstreckt wird. In seiner Abhandlung zeichnet Ida ein umfassendes Bild der aktuellen Rechtslage und führt die Gründe aus, warum diese Strafart von der japanischen Gesellschaft mehrheitlich für unverzichtbar gehalten wird. Im Mittelpunkt steht dabei die Vorstellung von Strafe als Vergeltung. Aus der Perspektive straftheoretischer Grundlagen zeigt der Autor auf, welche Problematik sich daraus ergibt, wenn die individuellen Gefühle der Verbrechensopfer und ihrer Hinterbliebenen die Strafzumessung wesentlich beeinflussen. Er plädiert demgegenüber für eine „Lehre von der Vergeltungsstrafe zum Normenschutz“. Zudem setzt er sich mit einigen im allgemeinen Diskurs typischen Argumenten auseinander, wie etwa dem, dass die generalpräventive Wirkung der Todesstrafe wissenschaftlich nicht nachgewiesen werden könne. 2022 in Japan erschienen, hat das Buch dort auch außerhalb von Fachkreisen große Resonanz gefunden. Es wurde von Prof. Dr. Matthias K. Scheer ins Deutsche übertragen.

Prof. Dr. Makoto Ida ist Professor an der Law School der Chuo Universität und Professor emeritus der Keio Universität in Tokyo. Er ist zurzeit außerdem Berater des Justizausbildungsinstituts des Obersten Gerichtshofs und seit Februar 2024 Vorsitzender der Kommission „Runder Tisch über die Todesstrafe“. Er hat an der rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität zu Köln promoviert und wurde von der Universität des Saarlandes sowie der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg mit der Ehrendoktorwürde ausgezeichnet. Außerdem wurde ihm der Philipp Franz von Siebold-Preis der Alexander von Humboldt-Stiftung, der Eugen und Ilse Seibold-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft, sowie das Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland verliehen.

Die ZJapanR /J.Japan.L. versteht sich als internationales Periodikum für am japanischen Recht interessierte Jurist*innen und hat sich zum Ziel gesetzt, in einem methodisch wie formal breit gefächerten Ansatz alle Bereiche dieser Rechtsordnung publizistisch zugänglich zu machen.

 


 


Bildnachweis: © Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Privatrecht

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