Itinera hereditatis

5. Mai 2022

Wie verwirklicht sich das Erbrecht? Auf welchen Wegen gelangt das Vermögen eines verstorbenen Menschen in die Hände der auserkorenen Empfänger*innen? In seiner Habilitationsschrift unterzieht Jan Peter Schmidt, wissenschaftlicher Referent am Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Privatrecht, die Mechanismen der Nachlassabwicklung einer historisch-vergleichenden Analyse.

Das Erbrecht regelt nicht nur, wem welche Werte aus dem Nachlass einer verstorbenen Person zustehen, sondern sorgt auch für den Vollzug der vorgesehenen Verteilungsordnung. Auf der Grundlage einer eigens entwickelten Taxonomie der Nachlassabwicklung stellt Schmidt die Lösung des deutschen Rechts in einen breiten historischen und rechtsvergleichenden Kontext und legt hierdurch die unter den nationalen Regeln und Begrifflichkeiten verborgenen Strukturelemente frei. Er zeigt, weshalb sich die vielfältigen Interessenkonflikte nur in begrenztem Maße auflösen lassen, ermöglicht eine neue Sichtweise insbesondere auf das Thema der Erbenhaftung und leuchtet Spielräume für eine Reform der seit langem als unbefriedigend empfundenen deutschen Regelung aus. Gleichzeitig versteht sich die Arbeit als Beitrag zu dem sich erst langsam entwickelnden gemeineuropäischen Erbrechtsdiskurs.

Priv.-Doz. Dr. Jan Peter Schmidt studierte Rechtswissenschaft in Konstanz und an der Universidad Complutense in Madrid. Seit 2004 ist er wissenschaftlicher Referent am Institut, wo er von 2004 bis 2011 das Lateinamerikareferat leitete und seit 2020 Leiter des Kompetenzzentrums für die Anwendung ausländischen Rechts ist. 2020 wurde er von der Universität Regensburg habilitiert und erhielt die venia legendi für die Fächer Bürgerliches Recht, Rechtsvergleichung, Internationales Privatrecht Rechtsgeschichte sowie Europäisches Privatrecht.

Jan Peter Schmidt, Itinera hereditatis – Strukturen der Nachlassabwicklung in historisch-vergleichender Perspektive (Jus Privatum, 258), Universität Regensburg 2020, Mohr Siebeck, Tübingen 2022, Habilitationsschrift, XXVII + 740 S.


Bildnachweis: © Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Privatrecht / Petra Tavonius

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