Trauer um Frank Münzel

28. Juli 2020

Wir trauern um Prof. Dr. Dr. h.c. Frank Münzel, der am 10. Juli 2020 im Alter von 83 Jahren verstorben ist. Der Rechtswissenschaftler und Sinologe war von 1969 bis 2002 als Ostasienreferent an unserem Institut tätig. Mit dem Aufbau des China-Referats legte er einen wichtigen Grundstein für die Erforschung des chinesischen Rechts in Deutschland.

Frank Münzel studierte Rechtswissenschaften und Sinologie in Marburg und Hamburg. Nachdem er 1965 sein Zweites Juristisches Staatsexamen abgelegt hatte, war er zunächst wissenschaftlicher Assistent am Ostasien-Institut der Ruhr Universität Bochum, wo er 1967 mit einer Dissertation zum Strafrecht der Ming-Dynastie promovierte. Als er 1969 seine Tätigkeit am Institut aufnahm, war der Zugang zu Materialien über das zeitgenössische chinesische Recht infolge der Abschottung des maoistischen China noch sehr begrenzt.

Im Rahmen von Forschungsaufenthalten in Harvard, Berkeley, Hongkong, Kyoto und Beijing begann er mit der Erschließung moderner chinesischer Rechtsquellen und vertiefte seine Studien zu den Rechtsordnungen Ostasiens. Nach dem Ende der Kulturrevolution und der Öffnung Chinas legte er seinen wissenschaftlichen Schwerpunkt auf die Analyse und kritische Begleitung der umstürzenden Reformen des chinesischen Rechtswesens.

Das Hauptwerk Frank Münzels ist die 1978 begonnene Sammlung „Chinas Recht“, das mit der kommentierten Übersetzung von mehr als 300 chinesischen Vorschriften eine unverzichtbare Basis für die heutige Auseinandersetzung deutscher Wissenschaftler*innen und Praktiker*innen mit dem chinesischen Recht geschaffen hat. Mit seinem 1982 erschienenen Werk „Das Recht der Volksrepublik China“ legte er einen damals weltweit einzigartigen Gesamtüberblick des chinesischen Rechtssystems vor.

Das von Frank Münzel am Institut betreute China-Referat ging dem heutigen Kompetenzzentrum China und Korea voraus. 1988 wurde er zum Honorarprofessor am Deutsch-Chinesischen Institut für Rechtswissenschaft der Universität Göttingen ernannt. Mit seinem Wirken hat er auch viele chinesische Jurist*innen erreicht und damit grundlegend zu einem wachsenden Reformverständnis innerhalb Chinas beigetragen. Sein keineswegs auf China beschränktes Interesse für andere Kulturen berührte viele Menschen, die in ihm ein inspirierendes Vorbild fanden. Wir werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren.

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