Internationales Kapitalmarktdeliktsrecht in den USA und der EU

Nach welchem Recht werden die Ansprüche von Anlegern bestimmt, die durch fehlerhafte Kapitalmarktinformationen geschädigt wurden? Andreas Engel, ehemaliger wissenschaftlicher Assistent am Max-Planck-Institut für Privatrecht, geht dieser kollisionsrechtlichen Frage in seiner nun vorliegenden Dissertation nach und untersucht das anwendbare Recht der Prospekthaftung und der Haftung für fehlerhafte Sekundärmarktinformation in den USA und der EU. In seiner Analyse zeigt er die Defizite der derzeitigen Regelungen auf und entwickelt einen Reformvorschlag für das internationale Kapitalmarktdeliktsrecht.

Kapitalmärkte werden immer internationaler. Eine negative Folge dieser Entwicklung ist die mangelnde Rechtssicherheit und Vorhersehbarkeit im internationalen Kapitalmarktdeliktsrecht. Andreas Engel verdeutlicht dies anhand der Rechtsprechung des US-amerikanischen Supreme Court und der europäischen Rom II-Verordnung. In seiner Analyse vergleicht er, welcher Methodik und welcher Anknüpfungskriterien sich Gerichte in den USA und in der EU bedienen. Hierdurch wird deutlich, dass Streitigkeiten nicht effizient beigelegt werden können und dass Anleger und Markt nicht hinreichend geschützt sind.

Wie Engel weiterhin ausführt, lassen sich die Defizite jedoch beheben, ohne dass eine grundsätzliche Abkehr vom hergebrachten System notwendig sei. Eine gangbare Lösung sieht er in der Einführung einer Kollisionsregelung für Kapitalmarktdelikte, die Anlegern die Wahl lässt unter den Rechten aller Staaten, in denen eine Publizitätspflicht bestand. Zudem sieht er es als geboten, flankierende Anlegerschutzmaßnahmen im Sachrecht vorzusehen.

Andreas Engel ist inzwischen als Akademischer Rat bei Prof. Dr. Christian Heinze, LL.M. (Cambridge) am Institut für Rechtsinformatik der Leibniz Universität Hannover tätig.