Internationales Privat- und Prozessrecht in Lateinamerika
Jürgen Samtleben, ehemaliger Leiter des Lateinamerika-Referats am Institut, hat in den vergangenen Jahren zahlreiche Beiträge zum Internationalen Privat- und Prozessrecht in Lateinamerika verfasst. Der vorliegende Sammelband fasst diese in aktualisierter und systematisch geordneter Form zusammen und bietet so eine bislang einmalige Gesamtschau des Kollisionsrechts der lateinamerikanischen Staaten. Er wird ergänzt durch einen umfangreichen Band mit den einschlägigen Gesetzesregelungen in der Originalsprache und deutscher Übersetzung.
In seinem Werk gibt Samtleben zunächst einen vergleichenden Überblick über die Entwicklung des Kollisionsrechts in Lateinamerika, das bisher vom Territorialitätsprinzip geprägt war, aber heute weithin zum Wohnsitzprinzip tendiert. Daran anknüpfend untersucht er die modernen Kodifikationen Argentiniens, der Dominikanischen Republik, Panamas, Perus, Uruguays und Venezuelas, sowie die Teilreformen in Chile, Costa Rica, Guatemala, Kuba, Nicaragua und Paraguay. In die Betrachtung einbezogen werden außerdem Länder, die nur über eine fragmentarische Regelung des Kollisionsrechts verfügen wie Bolivien, El Salvador und Honduras. Einen besonders umfangreichen Abschnitt widmet der Autor der Rechtslage in Brasilien, wo alle bisherigen Bemühungen um eine moderne IPR-Kodifikation gescheitert sind. Hier zeichnet der Autor auf Basis der Rechtsprechung ein Bild der herrschenden Praxis.
Ergänzt wird die Darstellung durch die relevanten Rechtsquellen in der jeweiligen Originalsprache sowie in deutscher Übersetzung. Im Gegensatz zu herkömmlichen Textsammlungen beschränkt sich die Auswahl nicht auf die unmittelbar zum IPR ergangenen Gesetze, die diese Materie vielfach nur teilweise abdecken. Erfasst sind auch die einschlägigen Normen des Verfahrensrechts sowie der Gesetze zum Familienrecht, zum Gesellschaftsrecht, zum Konkursrecht, zur Schiedsgerichtsbarkeit und anderer Spezialgesetze, die für wissenschaftliche wie praktische Zwecke gleichermaßen bedeutsam sind.
Dr. Jürgen Samtleben studierte zunächst Romanistik und Musikwissenschaft und absolvierte danach das Studium der Rechtswissenschaft in Hamburg und São Paulo. 1978 promovierte er an der Juristischen Fakultät der Universität Hamburg. Von 1971 bis 2002 leitete er am Institut das Lateinamerikareferat. Zudem absolvierte er mehrere Forschungsaufenthalte in Lateinamerika und lehrte dort als Gastdozent an verschiedenen Universitäten.
Bildnachweis: © Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Privatrecht
