Chris Thomale (Universität Wien): Die Sitztheorie zwischen Anknüpfungsmoment und Inlandsbezug

Aktuelle Forschung im Internationalen Privatrecht

  • Datum: 19.09.2023
  • Uhrzeit: 17:00
  • Ort: Online-Veranstaltung
Zum Referenten:
Chris Thomale ist Professor für Internationales Unternehmens- und Wirtschaftsrecht an der Universität Wien sowie Professor für Zivilrecht und Rechtsvergleichung an der Università degli Studi Roma Tre.

Zum Thema:
Einige, insbesondere kontinentale Rechtsordnungen wie etwa die deutsche, österreichische und französische, geben an, das auf eine Gesellschaft anwendbare Gesellschaftsrecht durch das Anknüpfungsmoment des sog. Verwaltungssitzes zu bestimmen. Der Vortrag versucht zu zeigen, dass hier ein Missverständnis vorliegt: Tatsächlich wird das anwendbare Gesellschaftsrecht auf verweisungsrechtlicher Ebene überall nach dem Gründungsrecht bestimmt. Hinter der vermeintlichen Verwaltungssitzanknüpfung verbirgt sich also kein alternativer Anknüpfungspunkt zu dieser Gründungsanknüpfung, sondern vielmehr ein typisierter Inlandsbezug, der eine ordre public-Ausnahme von der Gründungsanknüpfung rechtfertigt. Durch diese Begriffsklärung können einige Missverständnisse und Härten der "Verwaltungssitzanknüpfung" vermieden werden, die sich u.a. aus der verbreiteten Verneinung einer gründungsrechtlich gewährten Rechtssubjektseigenschaft und Vermögenssonderung ergeben.

Zur Vortragsreihe:
Die Veranstaltungsreihe „Aktuelle Forschung im Internationalen Privatrecht“ wird von Ralf Michaels und Michael Cremer organisiert. Gastreferent*innen und Mitarbeiter*innen des Instituts stellen hier ihre Arbeit zu aktuellen Forschungsfragen und Entwicklungen im Internationalen Privatrecht zur Diskussion. Die Workshops richten sich an Wissenschaftler*innen, die zum Internationalen Privatrecht forschen und sind gleichzeitig offen für alle Interessierten aus dem akademischen Kontext (Doktorand*innen und Student*innen eingeschlossen).
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