Nachruf auf Dr. Ralph Lansky, ehem. Bibliotheksdirektor am Max Planck-Institut für ausländisches und internationales Privatrecht

13. August 2025

Am 18. Juli 2025, seinem 94. Geburtstag, verstarb Dr. Ralph Lansky. Damit vollendete sich ein Leben, das bis zum Schluss dem juristischen Bibliothekswesen gewidmet war. Um dieses hat er sich sehr verdient gemacht.

Ralph Lansky wurde 1931 in Riga, Lettland, geboren und wuchs in den Jahren 1939 bis 1945 in Posen auf. Sein Abitur bestand er im rheinländischen Rheydt und studierte im Anschluss Rechtswissenschaften an den Universitäten Köln und Bonn. Dem ersten juristischen Staatsexamen im Jahre 1957 folgte 1960 die Promotion zum Dr. jur. mit einem Thema zum Internationalen Zivilprozessrecht: Das Haager Übereinkommen vom 15. April 1958 über die Anerkennung und Vollstreckung von Entscheidungen auf dem Gebiet der Unterhaltspflicht gegenüber Kindern.

Im selben Jahr begann er die Ausbildung zum wissenschaftlichen Bibliothekar im höheren Bibliotheksdienst an der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln sowie dem Bibliothekarlehrinstitut Köln (heute Teil der TH Köln), an dem er zwei Jahre später die Assessorprüfung ablegte. In den Jahren 1962 bis 1965 arbeitete er als Fachreferent an der Stadt- und Universitätsbibliothek Frankfurt. Danach übernahm er die Leitung des juristischen Seminars der juristischen Fakultät sowie die Aufgaben des juristischen Fachreferenten an der Universitäts- und Landesbibliothek Bonn. Diese nicht ganz einfache Position, in der man Diener zweier Herren war, meisterte Ralph Lansky mit Bravour und verstand es, so seine Worte: „im guten Einvernehmen mit beiden Seiten zu wirken und Frontstellungen abzubauen“.

Noch in seiner Bonner Zeit begannen die Arbeiten des Netzwerkers Ralph Lansky. Im Juni 1971 gründete er mit Kollegen die Arbeitsgemeinschaft für juristisches Bibliotheks- und Dokumentationswesen (AjBD), die gleichzeitig die deutschsprachige Sektion der International Association of Law Libraries (IALL) ist.

Im Juni 1972 wechselte Ralph Lansky als Bibliotheksdirektor an das Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Privatrecht nach Hamburg, eine Stelle, die er bis zum Beginn seines Ruhestandes im Jahre 1993 innehatte. Die Bibliothek des Instituts war schon vor dem Wechsel Ralph Lanskys nach Hamburg in ihrem Sammelgebiet die größte Einrichtung in Deutschland und gehörte weltweit zu den führenden Spezialbibliotheken im Bereich des Internationalen Privatrechts und ausländischen Privatrechts. Es erforderte einen guten Überblick über die weltweite privatrechtliche Literaturproduktion und über die Entwicklung im Bibliothekswesen sowie die Repräsentation der Bibliothek in der nationalen und internationalen Fachwelt. Diesen Aufgaben widmete Ralph Lansky sich gern und mit „voller Hingabe“. Zusammen mit seinem langjährigen Stellvertreter Jürgen Christoph Gödan konnte er dieses hohe Niveau aufrechterhalten. In diese Zeit fiel zum einen die Verdopplung des Bestandes (von 150.000 auf 315.000 Bände) sowie eine ständig zunehmende Zahl an Gästen, die übers Jahr verteilt die Möglichkeit nutzten, in den Lesesälen der Bibliothek zu forschen und sich mit den Mitgliedern des Instituts sowie auch untereinander auszutauschen und neue langjährige Kontakte zu knüpfen.

Gegen Ende seiner Dienstzeit kam er noch mit dem neuen Zeitalter der Automatisierung in Berührung als der erste Online-Katalog in der Bibliotheksarbeit Einzug hielt.

Ralph Lansky kümmerte sich nicht nur um die vielfältigen Belange seiner eigenen Bibliothek, sein Blick reichte darüber hinaus. Das Netzwerken in der Fachcommunity war ihm immer schon ein großes Anliegen gewesen. So war er mehrere Jahre Mitglied im Vorstand der AjBD und leitete danach diverse Arbeitsgruppen (u.a. für das juristische Informationssystem JURIS sowie die Arbeitsgruppe für Auslandsrecht). Durch seine genaue und zielstrebige Arbeit hat er die AjBD entscheidend mitgeprägt und dadurch zu ihrer erfolgreichen Entwicklung beigetragen. Heute ist die AjBD eine feste Größe und ihre Fortbildungsveranstaltungen im Kreis der juristischen Fachkolleginnen und -kollegen sehr geschätzt.

Auch auf internationaler Ebene knüpfte Ralph Lansky viele Kontakte. Neben mehreren Aufenthalten in juristischen Bibliotheken in den USA beriet er Anfang der Achtziger Jahre das Institut Suisse de Droit Comparé beim Aufbau seiner Bibliothek. Auch nach dem Fall des Eisernen Vorhangs half er durch Konferenzen in seiner Geburtsstadt Riga sowie in Berlin Kolleginnen und Kollegen aus Ost und West zusammenzuführen. So organisierte er im August 1990 mit zwei amerikanischen Kollegen die Konferenz Ecology and Law in the Baltic Sea Area: Sources and developments, ein Thema, das bis heute nichts an Aktualität eingebüßt hat. Im Oktober 1990 leitete er zusammen mit einer Potsdamer Kollegin und einem Berliner Kollegen die erste gesamtdeutsche Veranstaltung der AjBD: Deutsch-deutsche Begegnung der Rechtsbibliothekare und Bibliotheksjuristen.

Ralph Lansky verantwortete auch zahlreiche Veröffentlichungen. Neben den Mitteilungen für juristisches Bibliothekswesen sowie den dazugehörigen Arbeitsheften, die er über viele Jahre mit herausgegeben hatte, wurde er vor allem durch seine Fachbibliografien bekannt, die lange Zeit zum Handwerkszeug eines Rechtsbibliothekars gehörten: Bibliographie zum Bibliotheksrecht (1970); Handbuch der Bibliographien zum Recht der Entwicklungsländer (1977); Grundliteratur Recht: Auswahlbibliographie zur Rechtswissenschaft im allgemeinen und zum Recht der Bundesrepublik Deutschland (1974, 1978, 1984); Books in English on the law of the Federal Republic of Germany (1979). Am bekanntesten aber war das Werk Bibliotheksrechtliche Vorschriften (ab 1967 zunächst gebunden in zwei Auflagen), das von 1980 bis 2005 als Loseblattwerk erschien und nicht nur in nahezu jedem Bibliotheksdirektorenzimmer der Republik zu finden war, sondern bereits in der bibliothekarischen Ausbildung rege genutzt wurde. Auch nach seinem Ausscheiden aus dem aktiven Bibliotheksdienst war Ralph Lansky weiter tätig und publizierte bibliografische Titel: Handbuch der juristischen Bibliotheken (1993); Die juristischen Bibliothekarinnen und Bibliothekare in Deutschland, Österreich und der Schweiz (1997) sowie Neue juristische Bibliographien und andere Hilfsmittel (2013). Daneben redigierte Ralph Lansky auch die Wikipedia-Artikel Rechtsbibliothekar sowie Rechtsbibliothek. Zusammen mit Gerd Hoffmann publizierte er das Personenverzeichnis zum Artikel Rechtsbibliothekar in dem Werk Rechtsbibliothekarinnen und Rechtsbibliothekare im deutschsprachigen und internationalen Bereich in Vergangenheit und Gegenwart (2020).

Auch seine eigenen Veröffentlichungen hielt Ralph Lansky in einer Autobibliografie und -biografie (2021) fest. Er war eben bis zuletzt ein Bibliograph durch und durch und als solchen werden wir ihn in guter Erinnerung behalten.

 

Claudia Holland, Hamburg



Bildnachweis

Quelle: Gödan, Jürgen Christoph, Knudsen, Holger (Hrsg.): Bibliothek und Recht – international. Festschrift Ralph Lansky, Arbeitshefte der Arbeitsgemeinschaft für Juristisches Bibliotheks- und Dokumentationswesen Nr. 15, Augsburg 1991

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