EUI Visiting Fellow Dorota Nowacka im Gespräch
Dorota Nowacka ist Doktorandin am Europäischen Hochschulinstitut (EUI) in Florenz. Im Rahmen eines Austauschprogramms zwischen dem EUI und Max Planck Law forschte sie im September und Oktober 2024 am Institut. Die aus Polen stammende Juristin mit breit gefächertem und international ausgerichtetem Hintergrund fand in Hamburg ideale Forschungsbedingungen vor.
„Die Institutsbibliothek hat mich in ihrem Umfang und ihrer Spezialisierungstiefe sehr beeindruckt. Allein die Anzahl der Zeitschriften ist riesig. Besonders hilfreich war für mich auch der Zugang zu so vielen praxisorientierten Publikationen“, sagt die junge Wissenschaftlerin. Für ihre Doktorarbeit forscht sie zur Harmonisierung des europäischen Insolvenzrechts. „Lange Zeit galten die sehr unterschiedlichen Rechtsvorschriften der einzelnen Mitgliedsstaaten über Sicherungsrechte als Hindernis für die Harmonisierung des materiellen Insolvenzrechts in der Europäischen Union. Ich untersuche diese Unterschiede aus einer vergleichenden Perspektive. Gegenstand meiner Analyse ist die Stellung von Gläubigern gesicherter Forderungen in Irland, Spanien, Italien und Polen. Mit dieser Auswahl an Rechtsordnungen möchte ich die Bandbreite nationaler Lösungen innerhalb der EU beleuchten. Mit Hilfe der traditionellen funktionalen Methode in Verbindung mit sozialrechtlicher Rechtsvergleichung möchte ich herausfinden, wie der europäische Gesetzgeber und die jeweiligen Mitgliedstaaten ein Gleichgewicht zwischen den verschiedenen Interessen der Beteiligten und den Zielen des Restrukturierungsrechts herstellen, und was dies für die Harmonisierungsbemühungen im Allgemeinen bedeutet.“
Es war ein Ausflug in die Rechtspraxis, der ihr Interesse für das europäische Insolvenzrecht weckte. Nach ihrem Jurastudium an der Jagiellonen-Universität in Krakau war sie zwei Jahre lang in der Abteilung für Forderungseinzug der Krakauer Kommunalverwaltung tätig. Ein starkes Interesse für ausländisches Recht, internationales Privatrecht und Rechtsvergleichung hatte sie bereits während ihres Studiums entwickelt. So absolvierte sie unter anderem das American Law Program der Catholic University of America Columbus School of Law an der Jagiellonen-Universität sowie ein Master Exchange Erasmus+ Programm an der Autonomen Universität Madrid. Ihre Kenntnisse im spanischen Recht vertiefte sie im Rahmen des Spanish Law Program, das die Jagiellonen-Universität zusammen mit den Universitäten Alicante und Universität Granada veranstaltet. An der EUI erwarb sie außerdem einen Master in Comparative, European and International Laws (LL.M.). Neben Polnisch und Englisch spricht sie auch Spanisch und Italienisch.
Was hat sie dazu veranlasst, in Hamburg zu forschen? „An der EUI habe ich viel Positives über das Hamburger Institut gehört. Vor allem über die reichhaltige Sammlung der Bibliothek und die Möglichkeit, dort fokussiert und in Ruhe zu arbeiten. Wovon ich auch sehr profitiere, ist die Teilnahme an Veranstaltungen wie Coffee & Law, bei denen ich Kolleg*innen aus vielen Ländern treffe.“ Auch für die berufliche Orientierung schätzt sie die internationalen Kontakte, die man am Institut knüpfen kann. Ob sie langfristig in der Wissenschaft bleiben wird, hat sie noch nicht entschieden. „Im Moment beschäftige ich mich natürlich in erster Linie mit meiner Dissertation. Aber es ist gut zu wissen, welche Tätigkeitsfelder und Optionen es für die Zeit danach gibt.“
Bildnachweis: © Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Privatrecht / Johanna Detering