Dr. Aygun Gunduz Mammadzada, Konrad-Zweigert-Stipendiatin 2022, im Gespräch

1. Juni 2022

Nach ihrem mit Auszeichnung abgeschlossenen LL.B.-Studium an der juristischen Fakultät der Staatlichen Universität Baku, Aserbaidschan, 2013 arbeitete Aygun Mammadzada bei verschiedenen Anwaltskanzleien und erwarb 2015 einen Masterabschluss (LL.M.) der Universität Southampton in internationalem Wirtschaftsrecht, der in vollem Umfang von der aserbaidschanischen Regierung gefördert wurde. Danach war sie als Juristin im Bildungsministerium von Aserbaidschan tätig bevor sie ein Vollstipendium der Southampton Law School erhielt, wo sie 2022 promovierte. Sie ist Redaktionsleiterin der von Cambridge University Press herausgegebenen Zeitschrift Global Constitutionalism und Dozentin an der Universität Bournemouth. Nachdem sie bereits 2019 als Konrad-Zweigert-Stipendiatin am Institut geforscht hatte, kehrte sie im April 2022 für einen vierwöchigen Forschungsaufenthalt nach Hamburg zurück.

 

Was ist der aktuelle Schwerpunkt Ihrer Forschung?

In meiner Forschung konzentriere ich mich derzeit auf internationales Privatrecht, Kollisionsrecht und internationale Streitbeilegung, einschließlich internationale Handelsgerichtsbarkeit sowie internationale Schiedsgerichtsbarkeit. Kurz vor Antritt meines Forschungsaufenthalts habe ich meine Dissertation zum Thema “Enhancing Party Autonomy under the Hague Convention on Choice of Court Agreements 2005: Comparative Analysis with the New York Arbitration Convention and Brussels Recast Regulation” erfolgreich verteidigt.

Welchen Nutzen haben Sie aus Ihrem ersten Forschungsaufenthalt am Institut 2019 gewonnen?

Ich hatte wirklich großes Glück, an diesem weltweit renommierten Institut forschen zu können. Die grenzüberschreitende Thematik ist ein zentraler Aspekt meiner Arbeit. Während meines Aufenthaltes 2019 habe ich wesentliche Teile meiner Dissertation verfasst, in denen es um Grundlagenaspekte der Parteiautonomie in der Haager Konvention geht.

Meine Forschungsarbeit bestand aber nicht nur aus theoretischen und dogmatischen sondern auch aus historischen und rechtsvergleichenden Elementen. Für mein Thema musste ich die Wurzeln des Prinzips der Parteiautonomie sowie die diesen zugrunde liegenden Theorien untersuchen. Außerdem war es notwendig, die Verhandlungsgeschichte der Konvention bei der Haager Konferenz zurückzuverfolgen, wofür ich Einsicht in offizielle Unterlagen, Vorarbeiten und travaux préparatoires nehmen musste. Ich konnte direkt auf die wichtigsten Ressourcen zugreifen und in der umfangreichen Sammlung der Bibliothek außergewöhnliche Materialien und authentische Dokumente finden. Wichtig war dabei für mich auch, wissenschaftliche Ergebnisse aus verschiedenen Jurisdiktionen außerhalb Europas in Asien und den USA heranzuziehen und die Ansätze der Stakeholder weltweit bezüglich der Ausarbeitung der Haager Konvention zu bewerten.

Da es unmöglich gewesen wäre, alle wichtigen Materialien innerhalb einer begrenzten Zeit durchzuarbeiten, war es toll, die frei verfügbaren Kopierer und Scanner nutzen zu können. Das hat mir erlaubt, vieles mitzunehmen und es dann für die späteren Kapitel meiner Dissertation heranzuziehen. Nach meiner Verteidigung hat der Prüfungsausschuss meine Bibliographie sowie meine Auseinandersetzung mit einer großen Bandbreite an Primär- und Sekundärmaterialien besonders gelobt. Ohne meinen Aufenthalt am Institut wäre das nicht möglich gewesen.

Meine Teilnahme an der regelmäßig stattfindenen “Aktuellen Stunde” ermöglichte es mir, an einem lebhaften akademischen Gedankenaustausch teilzunehmen und meine Erkenntnisse zu überprüfen. Durch die Begegnung mit vielen Forschenden, die mit unterschiedlichem Hintergrund aus der ganzen Welt ans Institut kommen, konnte ich anregende Gespräche führen und mein wissenschaftliches Netzwerk erweitern.

Was hat Sie dazu veranlasst, nach Hamburg zurückzukehren?

Das Institut ist eine Heimat für alle, die internationales Privatrecht in Wissenschaft und Praxis betreiben. Wer das Institut einmal kennengelernt hat, wird immer neue Gelegenheiten suchen, zurückzukehren. Mit den Worten Leonardo Da Vincis: “Wenn du einmal den Geschmack des Himmels gekostet hast, wirst du für immer nach oben schauen.” Während meines neuerlichen Aufenthalts hier habe ich meine Dissertation für die Veröffentlichung bearbeitet und mit Hilfe der neuesten Forschungsmaterialien, die ich hier alle problemlos finden konnte, auf den aktuellen Stand der Wissenschaft gebracht.

Wie würden Sie jemandem das Institut beschreiben, der oder die noch nie hier war?

Es gibt nichts Besseres, als am Hamburger Max-Planck-Institut, umgeben von einer wirklich internationalen Atmosphäre in einer kosmopolitischen und multikulturellen Stadt internationale Rechtsfragen zu erforschen. In einem Lesesaal mit Blick auf einen schönen Garten bekommt man einen individuellen Arbeitsplatz zugewiesen, der mit hervorragenden modernen Geräten ausgestattet ist. Die Bibliothekar*innen haben immer ein offenes Ohr und helfen gern. Und in einem atemberaubenden Labyrinth im Keller des Gebäudes findet man mehr Bücher, als ein Mensch jemals lesen könnte.



Bildnachweis:
© privat

Weitere interessante Beiträge

Zur Redakteursansicht