Juristische Netzwerkforschung

12. August 2019

Wie können juristische Phänomene als Netzwerke repräsentiert werden? Was kann man durch die quantitative und visuelle Analyse dieser Netzwerke für das Recht lernen? In ihrer Dissertation geht Corinna Coupette, wissenschaftliche Assistentin in der Otto-Hahn-Gruppe am Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Privatrecht, diesen Fragen nach und entwickelt die juristische Netzwerkforschung als Bestandteil der juristischen Methodik.

Netzwerke sind überall. Juristen nutzen sie auf dem Weg zur Arbeit (Infrastrukturnetzwerke), für die Suche nach Rat (Kontaktnetzwerke) und bei der juristischen Recherche (Informationsnetzwerke). Sie konstruieren sie (Zitiernetzwerke), beaufsichtigen sie (Finanznetzwerke) und bekämpfen sie (Verbrechensnetzwerke). Aus dieser Perspektive gibt es nichts, das sich nicht als Netzwerk modellieren lässt: als eine Menge von Einheiten, kombiniert mit einer Menge von Beziehungen zwischen diesen Einheiten. Corinna Coupette untersucht, wie juristische Phänomene als Netzwerke repräsentiert werden können, und ergründet, was man durch die quantitative und visuelle Analyse dieser Netzwerke für das Recht lernen kann. Dabei führt sie die juristische Netzwerkforschung in den deutschen juristischen Diskurs ein. Auf Basis eines eigens zusammengestellten Datensatzes von Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts entwickelt sie Werkzeuge zur Modellierung, Quantifizierung und Visualisierung des Rechts.

Das Original-PDF und der Online-Appendix des Buches sind frei verfügbar unter https://zenodo.org/record/2617115 (PDF) bzw. https://zenodo.org/record/2617125 (Appendix).

Die Arbeit ist Teil eines langfristigen Forschungsprojekts zur quantitativen Rechtswissenschaft, das die Autorin gemeinsam mit Andreas M. Fleckner, wissenschaftlicher Referent und Leiter der Otto-Hahn-Gruppe am Institut, durchführt. Die Ergebnisse des Projekts sind verzeichnet unter https://www.quantitative-rechtswissenschaft.de/.

Corinna Coupette studierte Rechtswissenschaften an der Bucerius Law School und der Stanford Law School. Nach der ersten juristischen Staatsprüfung arbeitete sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Otto-Hahn-Gruppe am Max-Planck-Institut für Steuerrecht und Öffentliche Finanzen und erwarb den Bachelor of Science in Informatik an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Aktuell ist sie wissenschaftliche Assistentin in der Otto-Hahn-Gruppe am Institut sowie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Max-Planck-Institut für Informatik.

Corinna Coupette, Juristische Netzwerkforschung: Modellierung, Quantifizierung und Visualisierung relationaler Daten im Recht, Mohr Siebeck, Tübingen 2019, XVIII + 376 Seiten

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