Tagungsband zur Entwicklung des ukrainischen Privatrechts

2. April 2019

Der kürzlich erschienene Tagungsband „Ukrainian Private Law and the European Area of Justice”, herausgegeben von Dr. habil. Eugenia Kurzynsky-Singer, ehemalige wissenschaftliche Referentin und Leiterin des Kompetenzzentrums Russland, sowie Priv.-Doz. Dr. Rainer Kulms, wissenschaftlicher Referent am Institut, befasst sich mit der Entwicklung des ukrainischen Privatrechts im Kontext seiner fortschreitenden Europäisierung. Die Beiträge des Bandes gehen zurück auf die gleichnamige Konferenz, die im Dezember 2016 am Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Privatrecht gemeinsam mit dem Forschungsinstitut für Privatrecht und das Unternehmertum der Nationalen Akademie der Rechtswissenschaften der Ukraine (Kiew) abgehalten wurde.

Die Entwicklung des ukrainischen Privatrechts wird gegenwärtig in erster Linie durch das Assoziierungsabkommen aus dem Jahr 2014 bestimmt, das die Ukraine zur Annäherung diverser Rechtsgebiete an das Recht der EU verpflichtet. Allerdings wäre es vorschnell, die europäische Integration des ukrainischen Zivilrechts auf die Umsetzung der in den Anhängen des Assoziierungsabkommens aufgelisteten Richtlinien zu reduzieren. Vielmehr ist zu beachten, dass das ukrainische Privatrecht durch die Geschichte des Landes als ein Teil der Sowjetunion geprägt ist.

In den letzten Jahren wurden in der Ukraine zahlreiche Gesetze erlassen, die einer nunmehr marktwirtschaftlich organisierten Wirtschaft einen rechtlichen Rahmen geben sollten. Doch bestehen zwischen der modernen ukrainischen und der sowjetischen Rechtskultur vielfältigen Kontinuitäten, die sich in der zivilrechtlichen Dogmatik, den theoretischen Konstrukten und der juristischen Methodik bemerkbar machen. Dies alles erschwert die Implementierung des acquis communautaire im ukrainischen Privatrecht. Die Annährung des ukrainischen Zivilrechts an das europäische Zivilrecht ist mithin als ein Teil eines komplizierten und mit inneren Widersprüchen behafteten Prozesses der Europäisierung der gesamten ukrainischen Gesellschaft zu begreifen.

Inhaltsübersicht:
I. From Association to Harmonisation
– Jürgen Basedow: EU Private Law in Ukraine. The Impact of the Association Agreement (abrufbar auf SSRN)
– Eugenia Kurzynsky-Singer: The Implementation of the EU Acquis in Ukraine: Lessons from Legal Transplants (abrufbar auf SSRN)
– Natalia Pankevich: EU-Ukraine Association: An Asymmetrical Partnership
– Danilo Flores: Allure and Rejection: Legal Frameworks Governing EU-Ukraine Relations Before the Association Agreement

II. Reform of Ukrainian Justice
– Vitalii Korolenko: The Reform of the Ukrainian Judicial System and the Civil Proceedings in the Context of the Association Agreement
– Caroline von Gall: Beyond Legal Amendment. The Ukrainian Judiciary Needs More Than a Change of Laws

III. Modernisation of Ukrainian Private Law
– Roman Majdanyk: Development of Ukrainian Private Law in the Context of its Europeanization
– Volodymyr Korol: Modernization of Ukrainian Cross-border Litigation and Conflict Law Relating to Contractual Disputes in Commercial Matters: On the Path Towards the European Area of Justice
– Volodymyr Kochyn: Non-Entrepreneurial Legal Entities in Ukraine: Application of the European Experience

IV. EU and Eastern Europe
– Natalia Pankevich: Eastern Neighbourhood of the EU: Alternatives for Integrative Projects
– Rainer Kulms: (Private) Law in Transition: The Acquis Communautaire as a Challenge for East European Law Makers (abrufbar auf SSRN)
– Christa Jessel-Holst: EU Harmonization of Private Law as Exemplified in South-East European Countries (abrufbar auf SSRN)

Eugenia Kurzynsky-Singer, Rainer Kulms (Hg.), Ukrainian Private Law and the European Area of Justice, Mohr Siebeck, Tübingen 2019, XI + 321 Seiten.

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