Die Neuregulierung des japanischen Verbraucherkreditgeschäfts

27. März 2020

Mit einer Reform des Kreditrechts reagierte Japan zwischen 2000 und 2010 auf kriminelle Entwicklungen im Geschäft mit Konsumentenkrediten – einem Milliardengeschäft, das durch Zinswucher und unseriöse Inkassopraktiken immense soziale Probleme wie Überschuldung und Schuldnersuizide in hoher Zahl verursacht hatte. Die Verbraucherkreditrechtsreform stellt damit den Versuch der Lösung eines der bedeutendsten sozioökonomischen Probleme des Landes dar. In seiner Dissertation analysiert Julius Weitzdörfer, ehemaliger wissenschaftlicher Assistent im Kompetenzzentrum Japan am Max-Planck-Institut für Privatrecht, die wichtigsten Novellierungen auf Basis 15-jähriger Recherchen zur organisierten Finanzkriminalität in Japan.

Seit der Jahrtausendwende hat sich Japans Verbraucherkreditwesen durch intensive Regulierung, extensive Rechtsprechung und forcierte Strafverfolgung grundlegend gewandelt: Zahlreiche Instrumente zum Schutz des Darlehensschuldners wurden geschaffen, jedoch führte die Regulierung beinahe zum Zusammenbruch des Verbraucherkreditmarktes. Dadurch gehört das Kreditrecht zu einem der rechtspolitisch umstrittensten, in der Gerichtspraxis wichtigsten und in der Gesetzgebung dynamischsten Materien des japanischen Rechts.

Julius Weitzdörfer untersucht das reformierte japanische Kreditrecht in seiner legislativen Vielseitigkeit und analysiert es unter Einbeziehung seiner institutionellen Hintergründe. Im Fokus seiner Untersuchungen stehen besondere Vorschriften des Zivil-, Straf- und Wirtschaftsverwaltungsrechts, die im Zusammenhang mit verbrauchertypischen Barkrediten funktional dem Schutz des Schuldners dienen.

Mit seiner Analyse der Ursachen und Folgen organisierter Kreditkriminalität in Japan sowie der Lösungswege aus rechtssoziologischer und rechtsökonomischer Sicht schließt Julius Weitzdörfer nicht nur eine letzte Forschungslücke im Bereich der Finanzmarktreformen seit Beginn der Japankrise vor 30 Jahren. Auch die Aufarbeitung der weltweiten Neuregulierung von Verbraucherkrediten nach der globalen Finanzkrise wird um Japan ergänzt. Dabei entsteht ein empirisch reichhaltiges Bild des japanischen Zivil-, Straf- und Aufsichtsrechts bis zum Ende der Heisei-Periode.


Julius Weitzdörfer, Verbraucherkreditregulierung in Japan (Studien zum ausländischen und internationalen Privatrecht 435), Mohr Siebeck, Tübingen 2020, Dissertation Universität Hamburg 2018, XX, 440 Seiten.

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