Rechtsfragen zur „Society 5.0“ – Thema in der neuen Ausgabe der ZJapanR

28. November 2019

Unter der Überschrift „Society 5.0“ hat sich Japan ein Regierungsprogramm gegeben, das aktuelle und künftige Herausforderungen von Wirtschaft und Gesellschaft mithilfe der Digitalisierung bestehen will. Doch die fortschreitende Digitalisierung wirft viele neue Rechtsfragen auf. Mehrere Beiträge der Zeitschrift für Japanisches Recht (ZJapanR) 48/2019, mitherausgegeben von Prof. Dr. Harald Baum, Leiter des institutsinternen Kompetenzzentrums Japan, nehmen diese Fragen in den Fokus.

Insgesamt sieben Artikel in der aktuellen ZJapanR beschäftigen sich mit dem Themenkomplex Digitalisierung. Der Beitrag von Souichirou Kozuka geht zurück auf das Symposium zu aktuellen Entwicklungen im japanischen Recht, das am 25. März 2019 am Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Privatrecht in Zusammenarbeit mit der Deutsch-Japanischen Juristenvereinigung abgehalten wurde. Er gibt einen Überblick über die Erklärung der japanischen Regierung in ihrer Wachstumsstrategie 2018, „business rules“ für digitale Plattformen als Reaktion auf deren stetig wachsende Rolle in der Digital Economy einzuführen. Dabei soll in erster Linie das Antimonopolgesetz eingesetzt werden, um das Verhältnis zwischen dem Plattformbetreiber und den Einzelhändlern (geschäftlichen Nutzern) zu regeln und zu überwachen, inwiefern die freiwilligen Vereinbarungen zum Schutz der Verbraucherinteressen gegenüber den Plattformen funktionieren.

Sechs weitere Beiträge beleuchten die Thematik „Gesellschaft 5.0“ aus japanischer Sicht: So zeigt Yuko Nishitani auf, wie sich die Friktionen aufgrund der unterschiedlichen Schutzniveaus und Standards in Japan, Europa (aufgrund der DSGVO) und Amerika auf den Schutz der Privatsphäre in einer vernetzten Welt auswirken. Wie leicht im Internet Fallen zu Lasten des Verbrauchers gestellt werden können und wie das Zivilrecht und in schlimmeren Fällen das Strafrecht darauf reagieren müssen, liegt als Kernproblem den Beiträgen von Keizo Yamamoto zur Regelung der irreführenden Werbung im japanischen Verbraucherrecht sowie von Kanako Takayama zu den Herausforderungen der Betrugsstrafbarkeit in einer vernetzten Gesellschaft zugrunde. Die Haftung von Online-Plattformen in Japan wird von Antonios Karaiskos und Tomohiro Yoshimasa praktisch analysiert und systematisch eingeordnet. Katsuyuki Wada schließlich erörtert, inwieweit die entwickelte Informationstechnologie Digitale Registerpublizität im Recht der Mobiliarsicherheiten herstellen und für die Kreditvergabe nutzbar machen kann. Die nun in der ZJapanR abgedruckten Beiträge wurden auf einem Symposium der Ruhr Universität Bochum und der Juristischen Fakultät der Universität Kyōto, das am 6. Juli 2018 im Rahmen der Japan Science Days stattfand, erstmals diskutiert.

Die Zeitschrift ZJapanR ist derzeit die weltweit einzige Publikation, die regelmäßig, zeitnah und nach einem konsistenten Konzept die vielfältigen Entwicklungslinien des japanischen Rechts in westlichen Sprachen dokumentiert, analysiert und in einem methodisch wie formal breit gefächerten Ansatz publizistisch zugänglich macht. Prof. Dr. Harald Baum, Leiter des Japan-Referats am Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Privatrecht, hat die Zeitschrift 1996 gegründet. Seit dem Jahr 2004 wird die ZJapanR vom Hamburger Max-Planck-Institut in Zusammenarbeit mit der Deutsch-Japanischen Juristenvereinigung herausgegeben.

Inhaltsübersicht Ausgabe 48/2019:
Symposium
Shaping the Law for a Society 5.0
Yuko Nishitani: Schutz der Privatsphäre in einer vernetzten Welt
Keizo Yamamoto: Regelung der irreführenden Internetwerbung im japanischen Verbraucherrecht
Kanako Takayama: Herausforderungen der Betrugsstrafbarkeit in einer vernetzten Gesellschaft
Antonios Karaiskos: Liability of Online Platforms in Japan: An Overview
Tomohiro Yoshimasa: A Theoretical Perspective on the Civil Liability of Online Platform Operators
Katsuyuki Wada: Digitale Registerpublizität im Recht der Mobiliarsicherheiten
Harald Baum: Japan: Responsibility and Liability of Digital Platforms; Corporate Law Reform and Profitability
Souichirou Kozuka: Japan’s Regulatory Response to Digital Platforms
Akira Tokutsu: Do Corporate Law Reforms Increase Profitability?
Abhandlungen
Guntram Rahn: Dōri – Jōri – Jōshiki
Eric Seizelet: La féminisation contrariée des professions judiciaires au Japon
Etsushi Hosotani: Die krankheitsbedingte Kündigung und das Kündigungsschutzrecht in Japan
Ruben E. Rodriguez Samudio: Foreigners under Japanese Delictual Liability Law
Chihara Watanabe: “Science at the Bar” in Japan
Rechtsprechung
Gabriele Koziol: Überblick über wichtige zivilrechtliche Entscheidungen des japanischen Obersten Gerichtshofs aus dem Jahre 2018
Rezensionen
Souichirou Kozuka: KŌICHI TANIGUCHI / SUNAKKU KENKYŪ-KAI (eds.)
Marc Dernauer: MASARU HAYAKAWA / SHŌSAKU MASAI / HIROYUKI KANSAKU / EIJI TAKAHASHI (Hrsg.)
Harald Baum: HIROYUKI KANSAKU / YOKO MANZAWA / SADAKAZU OSAKI / MASAKAZU SHIRAI / MASAO YANAGA
Marc Dernauer: TOSHIKO TAKENAKA / CHRISTOPH RADEMACHER / JAN KRAUSS / JOCHEN PAGENBERG / TILMAN MUELLER-STOY / CHRISTOF KARL
Moritz Bälz: BRUCE ARONSON / JOONGI KIM (eds.)
Berichte
Katharina Doll: Japan in der Edo-Zeit (1603–1806) Staatsaufbau und Gesellschaftsordnung
Anna Katharina Suzuki-Klasen: Schuldrechtsmodernisierung in Japan aus rechtsvergleichender Perspektive
Ben-Said Sharif Samani: Einführung in das Japanische Recht
Neue Bücher
Neue Bücher zum japanischen Recht in westlichen Sprachen

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